O2: Mit 5G fast schon ein Premiumnetz
Markus Mandau
Das O2-Netz erreicht in diesem Jahr wieder die Schulnote „Gut“. Erfolge beim 5G-Ausbau stehen ein paar Schwächen bei der Zuverlässigkeit gegenüber, die O2 nicht ganz kompensieren kann. In den Städten ist O2 fast eine gleichwertige Alternative zu Telekom und Vodafone, und auf dem Land hat O2 bei der LTE-Abdeckung Fortschritte gemacht.
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O2 holt auch in diesem Jahr nur den dritten und damit letzten Platz in unserem großen Mobilfunktest. Mit der Schulnote von 1,7 verpasst O2 eine sehr gute Note knapp. Trotzdem überzeugt das Mobilfunknetz in vielen Disziplinen, wenn es auch einige negative Auffälligkeiten nicht kaschieren kann. Das wird besonders in der Sonderauswertung der Fernzüge deutlich, wo O2 mit einer 3,4 nur ganz knapp an der Schulnote "ausreichend" vorbeischrammt.
Positives gibt es vom 5G-Ausbau zu berichten. Erstmals geben wir O2 in unserem 5G-Ranking mit der Schulnote 1,5 eine sehr gute Bewertung – ein großer Sprung im Vergleich zur mäßigen 2,6 aus dem letzten Jahr. Dahinter stecken Fortschritte beim 5G-Ausbau für eine bessere Verfügbarkeit und Performance der neuen Funktechnik – zumindest, was die Downloads betrifft. Insgesamt bleibt O2 im 5G-Ranking auf dem dritten Platz, liegt aber nur knapp hinter Vodafone. Das zeigt sich auch in den Großstädten, in denen 5G im Allgemeinen schon gut ausgebaut ist. In München und Köln zieht O2 an Vodafone vorbei und setzt sich direkt hinter die Telekom.
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O2: Gutes Netz mit kleinen Schwächen
Das Netz von O2 hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, seit der Netzbetreiber die Vereinigung mit dem ehemaligen E-Plus hinter sich gelassen hat und sich voll auf den Netzausbau konzentrieren kann. Aber ein paar Schwachpunkte hat O2 nach wie vor. Die Performance im LTE-Netz liegt teilweise immer noch deutlich unter der Konkurrenz, und es hapert an einigen Stellen an der Zuverlässigkeit.
Bestes Beispiel ist die Erfolgsquote der Downloads, die wir auf Autobahnen und Landstraßen durchgeführt haben. Bei diesem Test geht es darum, eine zehn MByte große Datei fehlerfrei in einem festgelegten Zeitfenster herunterzuladen. Eine Übung, welche die Netze (mal abgesehen vom Zug) normalerweise in über 99 Prozent aller Fälle problemlos erledigen. Doch in diesem Szenario schafft O2 nur eine Quote von knapp 96 Prozent. Die Download-Quote, die wir zu Fuß in den Innenstädten ermittelt haben, ist mit 97,6 Prozent ebenfalls ziemlich niedrig. Telekom und Vodafone liegen hier bei 99,5 Prozent und damit auf dem Niveau, das man als Kunde erwarten darf. In den Innenstädten lassen zudem die Erfolgsquoten beim Abruf unserer Test-Webseiten (98,2 Prozent) und des Livestreams von YouTube (97,9 Prozent) zu wünschen übrig.
Blickt man auf das Download-Tempo, das wir im O2-Netz mit dem LTE-Handy gemessen haben, tut sich auch in dem Punkt ein Abstand zu den anderen Netzen auf. Der LTE-Downloadschnitt liegt für O2 bei 65 MBit/s, während Vodafone auf 106 MBit/s kommt und die Telekom auf 143 MBit/s. Wenn man die Netzbetreiber in Österreich und der Schweiz hinzunimmt, bildet O2 mit Abstand das Schlusslicht im deutschsprachigen Raum.
Inzwischen sind die Funknetze im Allgemeinen so gut, dass sie selbst unter schlechten Bedingungen eine ordentliche Downloadgeschwindigkeit erreichen, die für die meisten Aufgaben ausreicht – selbst UHD-Filme von Netflix abrufen, klappt damit noch. Aber auf dem Land wird das für O2 schon knapp: Der Schwellwert für die schlechtesten zehn Prozent aller Downloads liegt bei 4,8 MBit/s. Vodafone kommt auf fast 12 und die Telekom auf rund 17,5 MBit/s. Interessant wird die Sache, weil die Bundesnetzagentur die Auflagen zur Verfügbarkeit mit der Geschwindigkeit koppelt. Ihr Fokus liegt nicht mehr nur darauf, dass LTE verfügbar ist, sondern auch auf Highspeed.
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Mit 5G zum Highspeed
Die Bundesnetzagentur hat den Netzbetreibern mit der Frequenzauktion 2019 Auflagen ins Stammbuch geschrieben, die sie bis Ende 2022 erfüllen sollen. Danach müssen sie „jeweils 98 Prozent der Haushalte je Bundesland und alle Bundesautobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und Schienenwege mit mindestens 100 MBit/s versorgen.“ Unklar ist, ob die Netzbetreiber im Zeitplan liegen, denn eine feste Geschwindigkeitsvorgabe lässt sich im Mobilfunk nur schwer überprüfen. Dazu spielen die örtlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen eine zu dominante Rolle.
Klar ist aber, dass O2 am meisten damit zu kämpfen haben wird. Aus unseren Crowdsourcing-Daten können wir ermitteln, wie gut die Verfügbarkeit von LTE mit guter Signalstärke und -qualität ist, die für Highspeed ausreichen sollte. In den städtischen Gebieten liegt sie für O2 bei über 96,07 Prozent der Fläche, in den ländlichen Gebieten bei 90,34 Prozent. Unterschiede gibt es auch in den Bundesländern, wobei vor allem Hessen und Baden-Württemberg nicht so gut aussehen, was vor allem an der für Mobilfunknetze schwierigen Topographie liegen dürfte. In beiden Bundesländern erreicht O2 eine Quote für Highspeed-LTE in den ländlichen Gebieten von wenig mehr als 86 Prozent. Defizite hat das Netz von O2 auch bei der Reaktionszeit (Latenz), die wir ebenfalls aus den Crowdsourcing-Daten ermitteln. Das betrifft vor allem die ostdeutschen Bundesländer. In Thüringen etwa haben wir für O2 eine durchschnittliche Ping-Zeit von 57,52 Millisekunden, während die Netze von Telekom mit 33,23 und Vodafone mit 36,99 viel schneller reagieren.
Der Königsweg aus dieser heiklen Lage liegt für O2 im 5G-Ausbau, denn 5G bringt mehr Tempo und hilft bei der Verfügbarkeit auf dem Land. O2 hat in den letzten Monaten 5G massiv in die ländlichen Regionen hereingetragen. Im letzten Jahr hatten wir über die Scanner-Messungen entlang der Fahrtstrecke nur eine Verfügbarkeit von 11 Prozent registriert. In diesem Jahr sind es 62 Prozent.
Für O2 ist das Mittel der Wahl vor allem 5G auf Band N28 bei 700 MHz, denn in diesem niedrigen Frequenzband breitet sich das Signal über mehrere Kilometer aus - eine Basisstation deckt also eine relativ große Fläche ab. Geschwindigkeit und Reichweite auf diesem Band sind vergleichbar mit dem, was mit LTE auf Band 20 bei 800 MHz möglich ist. Fungiert das LTE-Band 20 als Ankerfrequenz für das 5G-Band N28, lassen sich beide kombinieren und damit höhere Transfergeschwindigkeiten erzielen. Allerdings behindern genau in diesem Fall viele Endgerätehersteller die Nutzung von 5G: Die Unterstützung dieser sehr nahe beieinander liegenden Frequenzbänder ist hochfrequenztechnisch sehr anspruchsvoll. Viele populäre Smartphones, etwa alle iPhones oder auch Samsungs Galaxy-Modelle der S21-Serie unterstützen 5G auf 700 MHz mit einer LTE-Ankerfrequenz auf 800 MHz nicht.
Dennoch stellt 5G für O2 eine Chance dar, die Kräfteverhältnisse unter den deutschen Netzbetreibern zu verändern. Nimmt man etwa nur die Messungen, die wir auf den 5G-Handys durchgeführt haben, dann überholt die Telefónica-Tochter Vodafone bei der durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeit. O2 kommt auf 154 MBit/s und Vodafone auf 139 MBit/s. Der Umstieg auf einen 5G-Tarif lohnt sich besonders für O2-Kunden, die in der Stadt leben. Dort haben wir für das LTE-Handy ein durchschnittliches Downloadtempo von 68,5 MBit/s, während die 5G-Handys einen Schnitt von knapp 176 MBit/s erreichen.
Die Ergebnisse von O2 im Detail
Hier finden Sie die vollständige Tabelle mit allen Messwerten.
Weitere Infos zu unserem Netztest finden Sie in diesen Beiträgen
Netztest 2022 / 2023
- Bestes Handynetz: O2, Vodafone, Telekom im Test
- Deutschlands härtester Netztest: So testen wir die Netzqualität
- Telekom Netzabdeckung: So schlägt sich der Sieger im Netztest
- Vodafone Netzabdeckung: So schlägt sich der Zweite im Netztest
- O2 Netzabdeckung: So schlägt sich der Dritte im Netztest
- 5G: Was das Turbonetz Handynutzenden bringt
- So gut sind die Netze in Berlin
- So gut sind die Netze in Hamburg
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